Tierschutz und Religion
In den frühen Kulturen der Menschheit (beispielsweise im
alten Ägypten) und bei so genannten Naturvölkern findet man eine mehr oder
weniger ausgeprägte Tierverehrung. So waren die alten Ägypter sich beispielsweise
über die gemeinsame Herkunft von Tier und Mensch in der Schöpfung bewusst.
Dementsprechend hatten sie auch ein sehr partnerschaftliches Verhältnis zu den
Tieren und vertraten die Auffassung, dass beide gleich viel wert seien. Dies
drückte sich auch in ihrer Götterdarstellung aus: Die meisten ägyptischen
Götter wurden mit Menschenkörpern und Tierköpfen dargestellt.
In asiatischen Religionen wie Hinduismus, Jainismus und
Buddhismus haben bestimmte Tiere, insbesondere bezüglich des
Reinkarnationsgedankens, eine besondere Stellung. So gelten in diesem
Zusammenhang im Hinduismus die Kühe als unantastbar. Und da der Mensch unter
Umständen als Tier wiedergeboren werden kann, spielt dort die Verkörperung der
menschlichen Seele in einem Tier eine sehr prägende Rolle. Im Jainismus geht
der Tierschutzgedanke so weit, dass alle seine Glaubensanhänger vegan leben.
Der jüdische Tierschutz – mit seinem bereits in der Tora
verankerten Verbot der Tierquälerei (Tza`ar ba`alei chayim) und mit der
Formulierung von Tierrechten wie Schabbatruhe für Tiere, der Verantwortung des
Tierhalters für das Tier sogar am Ruhetag – ist Grundlage der Argumentation von
Hanna Rheinz: Sie führt das Schächten, die Shechita (das betäubungslose
jüdische Schlachten) und das Tieropfer im Tempel auf das ursprünglich auch für
Tiere geltende Tötungsverbot zurück. Neben der auch im Judentum verwurzelten
Ethik des Mitgefühls steht nicht das willkürlich und nach Spezies selektierende
Mitleid, sondern der im jüdischen Religionsgesetz verankerte Rechtsanspruch des
Tieres im Mittelpunkt.
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